Der ökologische Rucksack – Was ist das?
Der ökologische Rucksack ist eine Metapher für die Energie und die Ressourcen, die für die Herstellung, den Transport, den Gebrauch und die Entsorgung eines jeden Gegenstandes aufgewendet werden müssen. Jedes Produkt, egal wie klein und leicht es auch sein mag, hat einen schweren ökologischen Rucksack zu tragen. Je weiter der Transport und je ressourcenaufwendiger die Herstellung, desto größer ist dieser sinnbildliche Rucksack des Produkts.
Der ökologische Rucksack ist vergleichbar mit dem Ansatz des ökologischen Fußabdrucks: Hier wird die Fläche der Erde ermittelt, die jeder Mensch für die Aufrechterhaltung seines Lebensstandards, unter Einbezug von Faktoren wie Nahrung, Wohnung, Kleidung, Müllproduktion etc., für sich beanspruchen würde. Der Hauptunterschied zwischen diesen beiden Konzepten ist also die Maßeinheit, mit der unser Ressourcenverbrauch metaphorisch dargestellt wird. Bei dem ökologischen Fußabdruck liegt der Fokus auf der Größe der benötigten Fläche sowie der damit einhergehenden Klimabelastung, während beim ökologischen Rucksack der Materialbedarf eines Produkts in Kilogramm ermittelt wird.
Wie errechnet sich der Ökologische Rucksack?
Der ökologische Rucksack kann für jedes Produkt und jede Dienstleistung einzeln berechnet werden. Bei der Berechnung des ökologischen Rucksacks einer Jeans wird beispielsweise die in der Produktion notwendige Menge an Wasser, die für die Herstellung von Pestiziden aufgewendete Energie sowie die Transportwege, die sich im Bereich der Herstellung ergeben, berücksichtigt. Auch wenn sie schließlich in unserem Besitz ist, benötigen wir Waschmittel, Energie und Wasser, um sie zu pflegen, was auch mit in die Berechnung einfließt.
Alle Aspekte zusammen ergeben ein Gewicht von 32 Kilogramm notwendiger natürlicher Ressourcen – bei einer Jeans, die lediglich 600 Gramm wiegt! Da das Gewicht des ökologischen Rucksacks somit 53mal größer ist, als das der Jeans selbst, ergibt sich hier der Faktor 53. Bei einem Smartphone liegt dieser Faktor noch höher! Das Gewicht der verbrauchten Ressourcen bei einem Smartphone von 80 Gramm liegt bei 75,3 Kilogramm und ist demnach sogar 942mal größer, als das Endprodukt! Bei Gold liegt dieser Faktor sogar bei 550.000!
Welche Kritik gibt es an dem Konzept?
Entwickelt wurde das Konzept des ökologischen Fußabdrucks 1994 von dem deutschen Kernchemiker und Umweltforscher Friedrich Schmidt-Bleek. Er entwickelte die Metapher des ökologischen Rucksacks, um sein Konzept des „Material-Inputs pro Serviceeinheit“ (MIPS) greifbarer zu machen. Mit Hilfe dieses Konzepts kann errechnet werden, wie viele Ressourcen und Energie für den gesamten Zyklus eines Produkts vom Rohstoff bis zur Nutzung aufgewendet werden müssen. Auch Dienstleistungen können so in ihrer Nachhaltigkeit bewertet werden. Das von Schmidt-Bleek entwickelte Konzept bezieht dabei verschiedenste Kategorien ein, die in einer solchen Berechnung berücksichtigt werden müssen: die Verwendung von biotischen und abiotischen Materialien, die notwendige Bodenbewegung in der Land- und Forstwirtschaft sowie die benötigten Mengen an Wasser und Luft.
Das Gewicht des ökologischen Rucksacks kann lediglich als grober Richtwert dienen und kann keinesfalls ein vollständiges Bild über die Ökobilanz eines Produktes liefern. So wird bei dem Beispiel einer Jeans beispielsweise zwar die Energie berücksichtigt, die für die Herstellung der Pestizide nötig ist, die möglichen Auswirkungen solcher Pestizide werden allerdings außen vor gelassen.
Auch wenn die Errechnung des eigenen ökologischen Rucksacks ernüchternd sein mag, ist die gute Nachricht: Bereits durch kleine Veränderungen im Alltag kann diese Last erheblich verringert werden:
– Wechsel des Stromanbieters: Ökostrom ist 5x ressourcenschonender als herkömmlicher Strom!
– Reparieren, tauschen und leihen, statt neu kaufen: Durch Tauschbörsen, Leihbänke und Second-Hand-Läden gibt es viele Möglichkeiten, gute Produkte mit geringerem ökologischen Rucksack zu erwerben.
– Ernährung: Durch saisonale und bestenfalls vegetarische oder vegane Ernährung kann das ökologische Gewicht von Lebensmitteln stark reduziert werden.
– Mobilität: Fahrradfahren oder laufen ist grundsätzlich eine deutlich ressourcenschonendere Alternative zum Autofahren! Wenn’s doch das Auto sein muss: Elektroautos haben einen leichteren ökologischen Rucksack.
Grundsätzlich gilt: Je länger ein Produkt benutzt wird, desto leichter wird sin ökologischer Rucksack. Falls eine Wiederverwendung unmöglich ist, kann durch fachgerechte Entsorgung das Recycling der zentralen Bestandteile ermöglicht werden.
Auch wenn der ökologische Rucksack keine exakten Angaben bezüglich der tatsächlichen Umweltbelastung, die mit einem Produkt in Verbindung gebracht werden kann, ermöglicht, ist er ein nützlicher Richtwert und eine sinnvolle Erinnerung daran, dass das „Leben“ eines Produktes nicht erst in unserem Besitz beginnt. Wenn jeder Mensch im Alltag darauf achtet, seinen ökologischen Rucksack zu erleichtern, kann bereits ein großer Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit geleistet werden.
Durch einen umweltbewussten Umgang mit der Natur können wir Gesundheit und Wohlergehen aller Menschen steigern und somit für soziale Gleichheit aller sorgen.
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